Eine neue Hütte für die Waldjugend

Eine neue Hütte für die waldpädagogischen Aktivitäten der Waldjugend Kelkheim

Über 40 Jahre lang diente die alte, gemütliche Hütte den Kelkheimer Waldläufern als Domizil, Anlaufpunkt für die Gruppenstunden und Lager für ihr Material. Auch Kindergartengruppen, die von der SDW an Waldtagen betreut werden, kamen gerne hierher. Viele Waldjugendgenerationen sind darin ein- und ausgegangen. In den letzten Jahren ist die Mitgliederzahl der Waldjugend Kelkheim auf über 100 angestiegen und der Platzbedarf in der alten Hütte, die aus einer alten Garage des Försters entstanden war, reichte mit ihren kleinen Räumlichkeiten schon seit langem nicht mehr aus: kein Platz für die größeren Gruppen; an parallele Gruppenstunden nicht zu denken; die wunderbare Ausstellung notdürftig verstaut, aber kaum gut erreichbar; das immer umfangreicher werdende Zelt- und Lagermaterial nur unter größten Packkünsten zu verstauen, ganz zu schweigen von Werkzeug und Mähern für die Naturschutzeinsätze.

Die Lage der Hütte ist ideal. Sie liegt nahezu solitär im Wald. Der Wald um die Hütte herum bietet eine abwechslungsreiche Struktur, in der die Kinder und Jugendlichen den Lebensraum Wald erleben und eigenverantwortlich Aktivitäten umsetzen können. Somit ist eine Hütte elementare Voraussetzung für die Waldjugend, um Kinder und Jugendliche für die Umwelt begeistern zu können.

Aus bautechnischen Gründen war ein Ausbau nicht möglich, deswegen wurde entschieden, dass eine neue Hütte an gleicher Stelle geschaffen werden sollte. Ende des Jahres 2020 wurde somit die alte Hütte der Waldjugend Kelkheim abgerissen, wenn auch mit einem bisschen Wehmut.

Der Vorlauf für das neue Projekt war lang: Vier Jahre zuvor gab es erste Vorüberlegungen. Aus der Hüttensanierung vor 20 Jahren gab es die Erfahrung, dass so umfangreiche Arbeiten die Gruppenarbeit schwer belasten können. Aus diesem Grund wurde eigens ein Förderverein gegründet, dessen Hauptaufgabe es ist, die erforderlichen Mittel zu beschaffen und sich um die Projektdurchführung zu kümmern. Damit haben die noch junge Horstleitung und die Gruppenleiter den Rücken etwas frei und können sich primär um die Weiterführung der Waldjugendarbeit kümmern.

Allein die Machbarkeit zu evaluieren und das Projekt mit den Behörden abzustimmen, dauerte ein Jahr. Ein Partner wurde gesucht, der den Rohbau der neuen Hütte aufstellen sollte. Mit einer Zimmerei aus der Region wurde dieser gefunden. Wichtig war uns gewesen, dass die neue Hütte aus Holz und anderen möglichst ökologischen Materialien gebaut wird, was unserem Selbstverständnis entgegenkommt.

Auch die parallele Klärung der Finanzierung dauerte ein Jahr. Jede Anfrage und jeder Antrag an mögliche Geldgeber musste vorbereitet werden. Ende 2019 waren dann Finanzierungszusagen über 200.000 € zusammen; damit konnten wir guten Gewissens den Startschuss geben.

So folgte die Detailplanung der neuen Hütte zusammen mit dem Architekten. Viele Waldläufer beteiligten sich am Ausräumen der alten Hütte. Das umfangreiche Inventar wurde in drei verschiedene Zwischenlager gebracht. Coronabedingt konnte dies nur im kleineren Rahmen geschehen.

Das Grundstück erwarb die Waldjugend in Erbpacht von der Stadt Kelkheim. Der Bauantrag wurde vorbereitet, eingereicht und letztendlich im Oktober 2020 genehmigt – wie bei wahrscheinlich allen Bauvorhaben mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung, denn gerne hätten wir schon im Sommer mit dem Bau angefangen.

Erst nach erteilter Baugenehmigung wurde die alte Hütte abgerissen. Das noch verwertbare Material wurde von den Waldläufen zuvor aus der alten Hütte demontiert. Dann rollte Anfang November der Bagger an, der in kürzester Zeit die alte Hütte abriss. Umfangreiche Erdarbeiten waren nötig, um ein Fundament zu gründen. Darauf errichtete im Dezember die Zimmerei in Holzständerbauweise die neue Hütte der Waldjugend.

Auf der 140qm großen Grundfläche wird die neue Hütte folgende Verbesserungen im Vergleich zur vorherigen Hütte haben:

  • durch einen zweiten Gruppenraum ist die Durchführung von parallel verlaufenden, und damit häufigeren Gruppenstunden möglich. Bisher mussten sich die Gruppen wöchentlich abwechseln. Beide Räume werden mit einer Schiebewand versehen sein, so dass die Möglichkeit besteht, hier für besondere Aktionen wie Seminare einen großen und hohen Raum zu nutzen.
  • Schaffung eines eigenen Raumes für die wertvolle naturkundliche Ausstellung mit Tierpräparaten, Schautafeln und Holzmustersammlung, die somit auch didaktisch endlich für Gruppenstunden besser genutzt werden oder anderweitig waldpädagogisch wirken kann.
  • angemessene sanitäre Einrichtungen, darunter auch ein Behinderten-WC und eine Dusche (besonders benötigt bei Übernachtungen im Umfeld bzw. bei Naturschutzaktionen)
  • Lagerung des umfangreichen Werkzeugs (für Naturschutzeinsätze); Platz für Werkarbeiten
  • Lagerung des Zelt- und Küchenmaterials
  • Küche, für Tagesaktionen und Wochenendseminare
  • Ökologisch lehrreicher Außenbereich für die Waldpädagogik

Seitdem ist der Innenausbau im vollen Gang, der nicht nur aus finanziellen Gründen, sondern auch damit die Mitglieder sich mit der neuen Hütte identifizieren, in Eigenregier erfolgt. Eine unerwartete Herausforderung stellt bei unserem Bau jedoch die herrschende Corona-Pandemie dar. Unsere Vorstellung, dass viele Waldläufer gleichzeitig beständig an der Hütte arbeiten können, löste sich dadurch im Nichts auf. Aber eine unserer Stärken ist sicherlich die Anpassung an ungewöhnliche Situationen und so wurde direkt nach Weihnachten mit dem Innenausbau begonnen. Daran beteiligen sich viele Mitglieder, unterstützt durch den Förderverein und die Eltern. Hierbei erfolgen die Arbeiten coronagerecht abwechselnd im Rahmen der behördlichen Verordnungen. Bereits in den ersten drei Arbeitsmonaten wurden 600 Arbeitsstunden investiert. Bei den Arbeiten geht es um das Verlegen der elektrischen- und der Wasserleitungen, Verkleiden der Wände, Anschließen der sanitären Geräte, Fliesen von Wänden und Böden, Verlegen von Estrich und Dielenböden, Montage einer Holzdecke und Einbringen der Zwischentüren. Dabei lernen nicht nur die Jüngsten Neues dazu, sondern auch so manch Älterer.

Bei diesem Projekt geht es aber nicht nur um eine neue Hütte für die Waldjugend, sondern auch darum, dass die Waldjugend Kelkheim ihre vorhandene umfangreiche naturkundliche Ausstellung, bestehend aus vielen Tierpräparaten vom ausgestopften Wildschwein bis zur Maus, eine einzigartige Holzmustersammlung, Tierabgüsse, Schautafeln, eine dendrologische Sammlung, u.v.m. dauerhaft unterbringen und ausstellen kann. Bisher war das Material immer in Kisten verpackt und konnte nur umständlich genutzt werden. Die neue Hütte hat einen eigenen Bereich für die Ausstellung mit den entsprechenden Stellwänden, so dass sie optimal für die waldpädagogischen Aktionen eingesetzt werden kann.

Leider konnten wegen Corona bisher weder eine Grundsteinlegung noch ein Richtfest erfolgen, um sich bei all den vielen Unterstützern zu bedanken. Unterstützung hatten wir bisher in jeder Hinsicht bei diesem großen Projekt erhalten, sicherlich Dank unserer jahrzehntelangen Aktivitäten.

Bereits im Planungsprozess wurden wir durch die entsprechenden Behörden des Main-Taunus-Kreis, der Stadt Kelkheim sowie dem Forstamt unterstützt. Auch die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, die Mitglieder der SDW vor Ort, die Eltern und viele Freunde und Sympathisanten helfen, nicht nur finanziell, sondern genauso durch Arbeitsleistungen, Kontakte oder Material.

Das regionale und überregionale Interesse an unserem Hüttenbau ist groß: Pandemie-bedingt gibt es immer mehr Spaziergänger im Wald, die interessiert die Fortschritte betrachten. Manchmal befindet sich auch der ein oder andere frühere Waldläufer darunter, der sich zu erkennen gibt. Selbst das Fernsehen war schon da und der Hessische Ministerpräsident betrachtet unseren Hüttenbau als würdig genug für eine Spende.

Weit über 100 Spenden und finanziellen Zuwendungen erhielt die Waldjugend Kelkheim bis jetzt für dieses Projekt. Das waren große und kleine Spenden von Privatpersonen, Spenden von Firmen aus der Umgebung und Förderungen von lokalen Stiftungen, Die jüngeren Waldläufer führten Naturschutz- und Gartenarbeiten im Bekanntenkreis durch und machten Bastelarbeiten, die beim Weihnachtsbaumverkauf angeboten wurden. So konnte der Rohbau finanziert werden. Jetzt fehlen noch Förderer, die bei der Finanzierung des Materials für den Innenausbau unterstützen. Hier würde die Waldjugend Kelkheim sich über weitere Hilfe freuen.

Neben der finanziellen Unterstützung ist die moralische Unterstützung und die spontane Hilfe durch Freunde oder lokale Firmen genauso wichtig, besonders bei unvorhergesehenen Dingen.

Das Jahr 2021 wird spannend und arbeitsintensiv für die Kelkheimer Waldläufer, deren Eltern und den Förderverein. Auf unserer Homepage berichten wir in unserem Hüttentagebuch über den aktuellen Baufortschritt unserer Hütte.