Wildkatzenprojekt
„Gibt es bei uns im Wald eigentlich Wildkatzen?“ Mit dieser Frage eines jungen Waldläufers hat ein großes Projekt der Deutschen Waldjugend Kelkheim begonnen - wie die Waldjugend zur wissenschaftlichen Studie über Wildkatzen im Kelkheimer Wald beitrug.
Schnell war der Kontakt mit dem Senckenberg Institut in Gelnhausen hergestellt, das seit einigen Jahren deutschlandweit die Wildkatzenverbreitung mittels Haarfallen und anschließenden genetischen Analysen untersucht. Dabei wird zum einen die Ausbreitung des extrem scheuen und nachtaktiven Tieres in Deutschland erforscht, zum anderen will man über den Bewegungsradius der Wildkatzen mehr erfahren. Dazu gehört auch die Erforschung, inwieweit Straßen das Revier einer Wildkatze abgrenzen.
Die Wildkatze unterscheidet sich rein äußerlich von der Hauskatze durch klar abgegrenzte, schwarze Ringe am buschigen Schwanz. Auch sind die 4-5 schwarzen Streifen im Nacken sowie schwarze Streifen zwischen den Schultern und ein schwarzer Strich auf dem Rücken für die Wildkatze charakteristisch. Bei Totfunden liefern morphometrische Merkmale, wie Schädelindex und Darmlänge, eine sichere Unterscheidung.
Das Senckenberg-Institut war aufgrund der spannenden Lage des Untersuchungsgebietes sofort bereit, mit der Waldjugend in Kelkheim zusammen ein Projekt zur Wildkatzenerfassung durchzuführen. Aus dem Rhein-Gau- und Hochtaunuskreis lagen schon Daten zur Wildkatzenverbreitung vor, jedoch noch nicht aus dem von Menschen dicht besiedelten Main-Taunus-Kreis.
In einem ersten Treffen im Januar erklärte die für das Wildkatzenprojekt verantwortliche Mitarbeiterin des Senckenberg Instituts, Kathrin Steyer, den Waldläufern, wie das Projekt aussehen sollte.
Ziel des Projektes war es, festzustellen, ob es überhaupt Wildkatzen im Kelkheimer Wald gibt. Um die Wildkatzen nachzuweisen, wurde die sogenannte Lockstockmethode von den „Nachwuchswissenschaftlern“ der Waldjugend durchgeführt. Dazu sollten „Lockstöcke“ im Abstand von 500 bis 1000 Metern im Wald aufgestellt und mit Baldrianlösung besprüht werden. Der Baldrian lockt die scheuen Wildkatzen an und diese reiben sich dann an den Lockstöcken. Die an den Lockstöcken zurückgebliebenen Haare müssen dann wöchentlich eingesammelt werden und zur DNA-Analyse an das Senkenberg Institut eingeschickt werden.
Die Waldläufer waren von dem Projekt begeistert und sofort bereit neben den regelmäßigen Gruppenstunden zusätzliche Zeit in das Projekt zu investieren. Anhand von einer Karte wurde zuerst theoretisch geplant, welche Gebiete sich als Lebensraum für den „wilden Waldbewohner“ eignen und wo die Lockstöcke aufgestellt werden sollten.
Auch der unser Patenförster, Christian Witt von Hessen-Forst, unterstützte das Projekt.
Am 8. Februar war es dann so weit. 16 Lockstöcke wurden aufgestellt und entsprechend präpariert. Zuerst gereinigt mit einer Drahtbürste, dann abgeflämmt, um mögliche „Fremdhaare“ zu entfernen. Anschließend wurden die Stäbe eingekerbt, um besser Haare aufzunehmen und anschließend mit Baldrian eingesprüht. Zuletzt wurde der Standort über GPS bestimmt.
Der Baldrian lockt die scheuen Wildkatzen an. Diese reiben sich an den Lockstöcken und hinterlassen ihre Haare, welche dann zur DNA-Analyse an das Senckenberg-Institut geschickt wurden. Die Stöcke wurden wöchentlich auf Haarbefunde kontrolliert und wieder präpariert.
Anhand des genetischen Fingerabdrucks konnte 2013 ein Wildkatzenkuder (männliches Tier) und eine Wildkätzin (weibliches Tier) nachgewiesen werden. Da aber noch unklar war, ob es sich um heimische oder um durchziehende Tiere handelt, wurde das Projekt ein Jahr später wiederholt. 2014 konnte dann die Wildkätzin (Antonie) sowie der Wildkatzenkuder (Friedrich) von 2013 erneut nachgewiesen werden. Zudem wurde ein weiterer Wildkatzenkuder (Max) nachgewiesen.
Somit konnte die Deutsche Waldjugend Kelkheim e.V. nachweisen, dass die Wildkatze in unseren Wäldern wieder heimisch ist. Auch die Ortsgruppe Hofheim der Deutschen Waldjugend führte 2015 dieses Projekt durch. Dabei wurde unter anderem auch Friedrich nachgewiesen.